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Samenfeste Bio-Samen
Wir Menschen werden seit unserer Seßhaftigkeit von Samen begleitet. Aus einfachsten Urformen von Grasarten und Wildgewächsen wurden im Verlauf der Jahrtausende die stärksten und gesündesten Pflanzen ausgelesen und deren Samen wieder angebaut. Gärtner und Bauern wählten über viele Generationen die geschmacklich besten, größten und widerstandsfähigsten Sorten aus. Je nach Region oder Kulturraum entstanden so viele verschiedene Gemüsearten und Sorten, angepasst an die speziellen lokalen Bedingungen. Die Samen solcher Gemüsearten waren und sind samenfest.
Samenfest oder Hybrid - was ist der Unterschied?
Samenfeste Sorten sind ihren Mutterpflanzen sehr ähnlich, allerdings genetisch nicht ident. Von den Pflanzen oder Früchten aus samenfestem Saatgut kannst du wiederum Samen ernten und selbst anbauen. Über einen sehr langen Zeitraum (10-30 Jahre) kann ein Hobbygärtner so jene Pflanzen auslesen und weitervermehren, die am Besten in seinem Garten gedeihen.
Doch Achtung: nicht alle Gemüsearten solltest du aus den eigenen Samen wieder anbauen. Kürbis, Zucchini oder Gurken könnten durch Kreuzung mit Nachbarpflanzen einen Giftstoff entwickeln, das Cucurbitacin. Dieser macht sich durch bitteren Geschmack der Früchte bemerkbar und kann im allerschlimmsten Fall sogar tödlich enden. https://derstandard.at/2000021020598/Toedliche-Zucchini
Hybridsamen sind das Ergebnis von gezielt gesteuerter Inzuchtbefruchtung. Zwei Inzuchtlinien, die bestimmte Eigenschaften ausweisen, werden miteinander gekreuzt. Das daraus gewonnene Saatgut gibt diese Eigenschaften Ihrer Eltern (z.B. Farbe, Geschmack, Fruchtgröße usw.) zuverlässig weiter – im Garten oder am Feld wachsen nahezu identische Pflanzen heran. Von den Hybridpflanzen kannst du keine Samen gewinnen. Diese keimen entweder nicht oder geben an ihre Nachkommen die mühsam gezüchteten Eigenschaften nicht weiter.
Von Saatgutfirmen ist dies natürlich gewünscht, denn so muss der Landwirt oder Gärtner Jahr für Jahr neue Samen kaufen. Ganze Regionen, in denen Jahrhunderte selbst angebautes Saatgut verwendet wurde, sind dadurch von Agrarkonzernen abhängig geworden.
Durch die nahezu gleichen Eigenschaften von Hybridsaatgut kann die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen größer sein, somit werden konventionell mehr Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Ein weiterer Gewinn für die Agrarkonzerne – ein Teufelskreis für die Umwelt!
Auch Bio-Saatgut ist nicht immer samenfest. Umso wichtiger ist es daher, die Verpackung genau anzusehen. Hybridsaatgut erkannt man daran, dass neben der Sortenbeschreibung auf der Packung F1 steht.
Was unterscheidet nun Bio-Saatgut von konventionellem Saatgut?
"Ist es letztlich nicht egal, woher das Saatgut kommt, wenn man dann im eigenen Garten nicht mehr chemisch spritzt und düngt?", magst du dich fragen.
Dem ist aus folgenden Gründen nicht so: konventionell produziertes Saatgut kann im Samenkorn Rückstände von chemischen Spritzmitteln enthalten. Manche Samen sind darüber hinaus gebeizt, d.h. sie sind mit einem chemischen Mittel behandelt, um rascher zu keimen. Bei anderen Samen sind wiederum Herbizide, das sind chemische Unkrautvernichter, beigefügt. Ein Klassiker dafür sind Rasensamen. Wenn man die Angaben auf der Packung nicht genau liest, kauft man mit seinen Samen gleich jede Menge Gift ein.
Und die ökologischen Schäden bei konventionell produziertem Saatgut bleiben die gleichen: Rückstände von Düngern und Pflanzenschutzmitteln belasten Boden und Grundwasser, nützliche Insekten werden vergiftet und große Maschinen verdichten die Böden.
Bei biologischen Saatgutherstellern – die meist auf wesentlich kleineren Flächen produzieren – wird viel mehr mit der Hand oder kleinen Geräten gearbeitet, auf den Einsatz von chemischen Mitteln komplett verzichtet und zudem das höhere Risiko von Ernteausfällen getragen. Dies alles bewirkt und rechtfertigt auch einen höheren Preis der Bio-Samen.
Schließlich tragen Bio-Samen zur Erhaltung alter und interessanter Sorten bei.
Laut Auskunft der FAO (UNO-Welternährungsorganisation) gingen in den letzten 100 Jahren drei Viertel aller Kulturpflanzensorten verloren.
So kannst du zumindest in deinem Garten einen kleinen Beitrag leisten, in dem du alte, biologische und samenfeste Sorten anbaust.
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